Prince Caspian

Ich habe "Prince Caspian of Narnia" gestern Abend gesehen, und hatte dann erst mal mit dem gleichen bittersüßen Nachgeschmack zu kämpfen, den Prince Caspian auch als Buch, Hörspiel und 70er-Jahre Verfilmung bei mir hinterlassen hat. Ich finde das Ende für Peter und vor allem für Susan einfach so traurig, obwohl/weil ich ja weiß, was in "The Last Battle" passiert.

Jetzt aber zum Film. Er startet direkt mitten in der Geschichte und ist erst mal für Buch-Nicht-Kenner ziemlich verwirrend, um nicht zu sagen: unverständlich. Es beginnt einfach mit der Geburt des Sohnes von King Miraz und Queen Prunaprisnia, Caspian wird von einem bärtigen Mann aus dem Bett geholt, kurz darauf feuern Soldaten des Königs mit ihren Armbrüsten auf eben genau jenes Bett. Keine Erklärung, in welchem verwandtschaftlichen Verhältnis Caspian zu King Miraz steht, wieso Miraz seinen eigenen Sohn (denn für den müssen die Zuschauer Caspian vermutlich erst mal halten) erschießen lassen will, etc... aber zum Glück wird das in zwei oder drei Anläufen dann später im Film erklärt. Ich hätte es aber zu Beginn besser gefunden. Insgesamt ist der Film um einiges actiongeladener, die Kinder dürfen auch mal öfter zu den Waffen greifen, vor allem Susan, die im Buch ja eigentlich immer so passiv an den Kämpfen teilnimmt wie Lucy. Hat denen sicherlich Spaß gemacht.

Meine Meinung über die Schauspieler ist sehr geteilt. Bei William und Anna macht sich leider immer mehr bemerkbar, dass die schauspielerisch nicht viel drauf haben. Sie glänzen eigentlich höchstens durch ihr Erscheinungsbild, obwohl das ja Geschmackssache ist (Ich mag Anna zum Beispiel, weil sie nicht so ein Hollywood 08-15 Allerwelts-Gesicht hat). Ähnlich ist es bei Ben Barnes, wobei der wenigstens noch etwas mehr Mimik und Gestik zeigt als William und Anna. Generell aber meiner Meinung nach eine gute Besetzung für Caspian, auch wenn ich ihn mir vom Lesen, hören und sehen (der alte Film) völlig anders vorgestellt habe, er wird seiner Rolle trotzdem gerecht! Und ich denke sogar, dass diese relative Ausdruckslosigkeit in seinem Gesicht volle Absicht sein könnte, da Telmarins einfach nicht oft ihre Gefühle zeigen. Georgie hat einen unglaublichen Schuss gemacht, sie wirkt jetzt viel reifer und sieht ihrer Schwester mittlerweile sehr ähnlich. Leider hat sie erwartungsgemäß ihr "Süß-Appeal" mit ihrem kindlichen Aussehen zurück gelassen, aber die Pevensie mit dem stärksten Glauben, der größten Hoffnung und der meisten Phantasie, die nimmt man ihr immer noch ab. Skandar finde ich von den jungen Darstellern mittlerweile wirklich am ausdrucksstärksten, der mausert sich langsam aber sicher zu meinem Narnia-Liebling.

Dr. Cornelius erinnert mich sehr stark an Dumbledore aus den Harry-Potter-Filmen: Die gleiche Brille, die gleichen Lippen, die gleiche komische "Frisur" im Bart. Was ich sehr schade finde, ist dass Warwick Davies mittlerweile fast immer eine dicke Maske verpasst wird. Das war auch schon bei Harry Potter so, wo er Flitwick und die Gringotts-Kobolde spielt. Dabei haben sowohl er als auch Peter Dinklage ganz ohne Maske schon das überzeugendste Zwergengesicht, das man sich vorstellen kann. Und die "echten" Gesichtszüge können einfach viel mehr Regung zeigen als so eine Maske!

Reepicheep ist supersüß, hat in etwa soviel Charme wie Puss-in-Boots bei Shrek. Und er hat eine total sympathische Stimme. Auch seine ihm untergebenen Mäuse sind herrlich treu und würdevoll, sehr süße Szene da am Schluss mit seinem Schwanz.

Obwohl ich LWW glaube ich nur einmal auf Deutsch geguckt, die Synchronisation als furchtbar empfunden und von da an den Film nur noch auf Englisch geguckt habe, fürchte ich, dass ich bei Prince Caspian nicht drumherum kommen werde, mir den Film noch mal auf Deutsch anzuschauen, wenn er hier ins Kino kommt, oder dann doch zumindest im englischen Kino mit deutschen Untertiteln. Sämtliche Telmarins haben einen derart derben spanischen Akzent, dass ich grob gesagt kein Wort verstanden habe und sich mir der Sinn mancher Dialoge nur aus Betonung und Gestik/Mimik erschlossen hat.

Der Soundtrack ist wieder stimmungsvoll arrangiert und unterlegt gut die einzelnen Szenen, aber wirklich neue Musikthemen sind leider keine dabei.

Die Sets sind liebenswert gestaltet, vor allem die Ruinen von Cair Paravel, Aslan's Howl und die Stadt, in der Caspians Krönung stattfindet. Was ich mir sehr gewünscht hätte - und was sich eigentlich perfekt angeboten hätte -, wäre ein kleiner Technik-Trick bei den Ruinen von Cair Paravel. Die Pevensie-Kinder stehen bei den Ruinen ihrer vier Throne, und Lucy weist sie an, sich dort drüben eine Mauer vorzustellen, hier eine hohe, gewölbte Decke und dort dieses und jenes. Die Musik schwillt an, und es wäre einfach eine perfekte Gänsehaut-Szene gewesen, wenn man mit ein bisschen Technik das "alte" Cair Paravel noch mal für die Zuschauer hätte aufleben lassen, damit sie sehen könnten, was sich gerade in den Köpfen der Kinder abspielt! Generell ist die Technik aber größtenteils überzeugender als in LWW. Trufflehunter's Hals ist zwar zu lang, und viele animatronische Gesichter wirken immer noch zu künstlich, aber Riepicheep, die Gryffins, Jadis im Spiegel (die Szene hat mich von der Aufmachung her seeeeeehr an Galadriel's Spiegel-Szene erinnert), der Flussgott und die Zentauren, das war schon alles überzeugend. Man muss einfach versuchen, nicht immer mit dem Herrn der Ringe zu vergleichen, da PJ und Weta Workshop damals einfach einen unheimlich hohen technischen Maßstab gesetzt haben, den nicht jeder Film erreichen, geschweige denn überbieten kann.

Nur manchmal macht Andrew Adamson es einem wirklich ziemlich schwer, NICHT mit Herr der Ringe zu vergleichen. Die Furt von Beruna hat mich gleich beim ersten Anblick ungemein an die Furt von Bruchtal erinnert. Ich habe halb und halb die ganze Zeit erwartet, dass da gleich die weißen, schäumenden Pferde angerauscht kommen. Und siehe da: Bei der Endschlacht schäumt das Wasser auf, kommt in Wogen angerauscht und spült die Nazgul - äh: die Telmarins - fort. Die Bäume, die Lucy zur Hilfe holt... in LWW haben sich die Bäume als solche nie bewegt, nur die darin wohnenden Dryaden. Nun aber entwurzeln sich die Bäume und marschieren los, den Feind zu vernichten... ich hatte ein überdeutliches "The Last March of the Ents"-Déjàvue! Getoppt wurde das nur noch durch Caspians Ansprache nach der Krönungsszene: Der König und seine vier treuen Gefährten, das Volk jubelnd vor ihm, alle hoch oben auf einem Plateau über der Stadt, das spitz zuläuft und auf dem nur ein einziger blühender Baum steht... hallo Minas Tirith!

Zu guterletzt bin ich der Meinung, die Liebesgeschichte zwischen Susan und Caspian hätte man weglassen können. Es passiert eh nichts, ich fand es überflüssig. Aber gestört hat es auch nicht, denn wie gesagt: Es passierte eh nichts außer Blicke und ein oder zwei flache Sprüche (You might need to call me again!).

Apropos Sprüche: Mein Lieblingsspruch in dem Film stammt von Susan, die da genau das ausspricht, was ich in dem Moment gedacht habe.

Peter (zu Trumpkin): "I am High-King Peter... the Magnificant."

Susan: "You could have left that last bit out."

Fazit: Düsterer als LWW, nicht mehr ganz so zauberhaft, aber immer noch ein netter Film, den ich mir durchaus noch mal im Kino anschauen werde, wenn er in Deutschland endlich raus kommt.

 

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