Tag 08

Sonntag, 06.07.2008 (Tag 8)

Was für eine Horror-Nacht! Um 7 Uhr wurde Bianca wach, und wir quälten uns aus dem heißen, von Midges bevölkerten Auto. Obwohl sie soviel mehr geschlafen hatte als ich, konnten ihre Augenringe sich mit meinen messen, so ganz bequem schien es auf dem Beifahrersitz auch nicht gewesen zu sein.

Wir sind noch vor dem Frühstück zur Zugstation gefahren, wo angeblich ein Fahrplan der Dampfeisenbahn aushängen sollte, den wir allerdings nicht finden konnten. An der Bahnstation in Glenfinnan stehen übrigens zwei ausrangierte Waggons, ein Schlaf- und ein Esswagen, die heutzutage tatsächlich als Restaurant und Übernachtungsmöglichkeit genutzt werden.

In der Tourist-Information am Glenfinnan Monument haben wir dann erfahren, dass der Zug auf seinem Weg von Fort William nach Mallaig immer „irgendwann“ zwischen 10 und 11 Uhr das Viadukt passiert. Sicherheitshalber saßen wir schon um viertel vor 10 auf dem Aussichtshügel und aßen Müsli und Kekse. Zuerst gesellten sich nur zwei in Edinburgh lebende Deutsche zu uns, aber um kurz nach 10 kamen gleich zwei volle Busladungen mit Touristen an, eine bestand komplett aus Japanern. Zum Glück hatten wir uns den höchst gelegenen Punkt des Hügels ausgesucht, dann ein Stück weiter unten herrschte jetzt richtiges Gedränge. Wir kamen uns vor wie die absoluten Klischee-Touristen, wie wir da fast eine geschlagene Stunde darauf warteten, dass der Hogwarts-Express vorbeidampfte. Als er dann tatsächlich kam, wurde er während seines vielleicht 20 Sekunden dauernden Auftrittes fotografiert und bejubelt wie ein Popstar. Na ja, so etwas muss man auch mal mitgemacht haben (Video).

Da Bianca von der Hügelbesteigung mal wieder nasse Schuhe bekommen hatte, richteten wir auf unserer Weiterfahrt nach Morar die Heizlüftung auf die Füße und drehten voll auf. Nach einer Weile schnupperte ich und fragte: „Riecht’s hier nach Qualm? Mach mal lieber die Lüftung aus!“ Bianca stellte die Lüftung ab, kontrollierte ihre Schuhe und zuckte mit den Schultern. „Hier riecht’s immer noch nach Qualm!“, sagte sie gerade, als es plötzlich direkt neben uns laut „Schuschuuuuuuuuut“ machte, was mich vor Schreck zu einer Vollbremsung veranlasste, aber zum Glück war niemand sonst auf dieser Straße unterwegs. Ich schnappte mir sofort die Kamera und fotografierte den uns passierenden Hogwarts-Express aus nächster Nähe, während die Fahrgäste uns lachend zuwinkten und ihrerseits Fotos von uns machten.

Auf unserer Weiterfahrt nach zur Küste kam es dann zu der von mir schon Zuhause am meisten gefürchteten Situation: Einer kurvige, schmale Straße in den Highlands mit Passing Places, und mir kamen 5 Autos von oben entgegen, so dass ich rückwärts zum zwei Kurven zurückliegenden Passing Place steuern musste. Dabei habe ich dann auch einen niedrigen Felsbrocken am Straßenrand übersehen, was dem Auto einen ordentlichen Kratzer im Lack eingebracht hat. Da war ich dann mal so richtig froh, dass ich nicht am falschen Ende gespart, sondern via ADAC mit Vollkasko gebucht habe.

Ganz unerwartet erblickten wir gegen Mittag das Meer. Traumhafte Strände mit schneeweißem Sand zogen bei Morar an uns vorbei, und als wir von der Hauptstraße abbogen und über die „Alternative Scenic Route“ fuhren, entdeckten wir Traumbuchten wie in der Karibik! Zuerst einmal fuhren wir aber weiter nach Mallaig, Europas größtem Umschlagplatz für Krabben und Anlegestelle der Fähre zur Isle of Skye, denn wir mussten dringend tanken und wollten auch schon mal heraus finden, wann denn morgen die Fähre ablegen würde.

Tanken ist in Schottland tatsächlich noch teurer als in Deutschland. Unser Diesel kostete bei unserer Abreise ungefähr 1,50 €, in Mallaig wollten sie 1,38 GBP dafür haben, also 1,74 €. Anschließend parkten wir unser Auto auf einem kostenlosen Parkplatz und bummelten ein bisschen durch die Stadt, denn Bianca brauchte noch einige Souvenirs für ihre Familie. Obwohl ich mir vorgenommen hatte, mir in Schottland nichts zu kaufen, konnte ich dann aber doch nicht widerstehen, mir eine schöne, silberne Taschenuhr mit keltischem Muster auf dem Deckel und einer langen, silbernen Kette zu kaufen. So eine hatte ich einfach schon immer haben wollen!

Den ganzen Nachmittag haben wir dann in Morar am Strand verbracht. Während Bianca im Bikini in der Sonne lag und sich so richtig entspannte, erkundete ich den Strand, die Dünen und die Felsen bis in die hintersten Winkel. Es war sieben Jahre her, dass ich zum letzten Mal eine Seeanemone gekitzelt oder einen Seestern gestreichelt hatte, und ich hatte gar nicht gewusst, wie sehr ich das Meer vermisst hatte, auch wenn sich die Nordsee natürlich nicht mit dem Mittelmeer messen kann. Egal, es war einfach ein traumhafter Tag am Strand!

Abends sind wir noch mal nach Mallaig reingefahren, da wir beide große Lust auf etwas Warmes zu Essen verspürten. Wir betraten ein Gasthaus, das von außen sehr schottisch aussah, sich aber innen dann als indisches Restaurant entpuppte. Nach einem kritischen Blick auf die Speisekarte beschlossen wir, dass die Speisen lecker klangen und die Preise durchaus in Ordnung waren. Zwar standen in der Speisekarte keine Getränke, aber wir haben dann sicherheitshalber beide nur ein Glas Mineralwasser zu unserem Essen genommen, das konnte ja nicht so teuer sein. Pah, vonwegen! Das Essen war wirklich gut, lecker und sättigend und für 6 – 7 GBP wirklich seinen Preis wert. Als es ans Bezahlen ging, mussten wir aber dennoch schlucken: Ein Glas Wasser hatte und 2,50 GBP gekostet, das war nun wirklich eine Unverschämtheit.

Da es in Morar und Mallaig kein Hostel gab, haben wir uns zum Übernachten eine besonders schöne Bucht ausgesucht, an die man sehr nah mit dem Auto ranfahren konnte. Leider stellte sich ein Wohnmobil aus Darmstadt genau zwischen uns und das Meer, so dass wir aussteigen mussten, um den Sonnenuntergang sehen zu können. Der hat sich aber absolut gelohnt, und ich habe einige kitschig-romantische Fotos gemacht.

 

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