Tag 14

Samstag, 12.07.2008 (Tag 14)

Nach dieser Nacht war ich so gerädert wie nach der ersten Nacht im Auto. Trotzdem musste ich früh aufstehen, um vor 8 Uhr am Auto zu sein und einen Parkschein zu lösen. Anschließend weckte ich Bianca, und wir gingen hinunter um zu frühstücken. Im Aufenthaltsraum herrschte ein heilloses Chaos, alle standen völlig unsortiert um einen Tisch herum, an dem ein Mann saß, der das Frühstücksgeld kassierte. Wir waren froh, uns dort nicht anstellen zu müssen, da wir ja unser eigenes Frühstück in einem Schrank in der Küche gelagert hatten. Doch als wir unsere Sachen holen wollten, wurde uns der Zutritt verwehrt, denn dort drin herrschte noch größere Hektik als im Aufenthaltsraum. Ich sah aber nun gar nicht ein, für ein Frühstück zu bezahlen, wenn wir doch eigenes dabei hatten und diskutierte so lange mit einem Hostelmitarbeiter, bis der uns entnervt zu verstehen gab, dass wir uns dann eben kostenlos beim Frühstücksbuffet bedienen sollten, in die Küche könnten wir jedenfalls jetzt nicht rein. Gut, das sollte uns auch recht sein.

Als wir endlich wieder in die Küche durften, um unsere Sachen heraus zu holen, mussten wir uns ziemlich sputen, noch das Auto zu erreichen, bevor die von mir bezahlte Parkzeit abgelaufen war. Wir waren fast so froh, aus Inverness fort zu kommen wie damals aus Stirling. Und wir verließen die Stadt sogar, ohne ein einziges Mal angehupt zu werden, allerdings war auch nicht viel Verkehr.

Mit meinen konkreten Reiseplanungen war ich irgendwie nur bis Inverness gekommen, deshalb fuhren wir jetzt erst mal blind drauf los, durch die Grampian-Mountains Richtung Süden. Irgendwann wurde am Straßenrand ein Wildlife Park angekündigt mit Wildkatzen, Wölfen und anderen interessanten Tieren. Wir steuerten ihn einfach mal an, doch als wir am Eingang den Preis von 10 Pfund pro Person sahen, drehten wir ganz schnell wieder ab.

Letztendlich sind wir dann in Kingussie gelandet, einem süßen kleinen Städtchen, das nur aus einer Geschäftsstraße und einigen winzigen Seitenstraßen zu bestehen schien und einen großen, kostenlosen Parkplatz hatte. Dort stellten wir das Auto ab und machten uns zu Fuß auf den Weg zu den „Ruthven Barracks“, von denen ich zumindest schon mal etwas gelesen hatte. Der Fußmarsch entpuppte sich dann doch als etwas weiter als vermutet, aber das Wetter war beständig, und die Bewegung tat uns nach den zwei mehr oder weniger faulen Tagen am Loch Ness und in Inverness ganz gut.

Die Baracken kosteten keinen Eintritt, und wir schauten uns alles genau an. Das müssen einmal sehr hohe Gebäude gewesen sein, viele Reihen Fenster wiesen auf etliche Stockwerke hin. Ich kletterte ein bisschen auf den Ruinen herum und hatte gar nicht so ein großes Problem mit den Höhen wie sonst. Auf dem Rückweg nach Kingussie bewunderte ich die Vegetation am Straßenrand. Auch nach zwei Wochen in diesem Land fand ich es immer noch erstaunlich, dass Pflanzen wie Fingerhut, Mariendistel oder Lupine, die man hier nur für teures Geld in der Gärtnerei kaufen kann, in Schottland überall so üppig wild wachsen und blühen, dass die Wegränder oft ein einziges Blütenmeer sind.

In Kingussie haben wir ein kleines Hostel ausfindig gemacht, das mehr den gemütlichen Charme eines Bed & Breakfast hatte. Wir bekamen ein total schnuckeliges, altmodisch eingerichtetes Zweibett-Zimmer oben unterm Dach. Bianca kuschelte sich direkt dick in eine Decke ein und kränkelte vor sich hin. Ich lud nur kurz mein Gepäck ab und machte dann einen Streifzug durchs Dorf. In jedem Laden wurde ich aufs herzlichste begrüßt, die Einwohner von Kingussie waren sehr neugierig, fragten allerhand, wo ich her käme, was ich schon alles gesehen hätte, ob es mir denn hier gefiele und so weiter. In der Apotheke kaufte ich Erkältungssalbe, Schleimlöser und Erkältungstee für Bianca, und im Supermarkt holte ich zwei Pizzen und etwas zusätzlichen, frischen Belag. Daraus wurde in der Küche des Hostels dann ein super Abendessen für Bianca und mich, und darauf bin ich tatsächlich stolz, denn die Küche war so gut wie gar nicht eingerichtet. Es gab keine Topflappen, keine Spülbürste, kein Spüli, auch von Pfannenwendern oder Kochlöffeln war nichts zu sehen. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir fernsehend im kleinen Wohnzimmer des Hostels, und um halb 10 lagen wir schon schlafend im Bett.

 

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